Samstag, 25. August 2012

I´m Back!

I´m Back!
Nach nunmehr zwei Jahren Abwesenheit melde ich mich zurück und lasse den geneigten Leser, der geneigten Leserin erneut an meinem Leben teilhaben, wenn es überhaupt noch jemanden da draußen, in den unendlichen Weiten des world wide web gibt, den die profanen Dinge des Alltags einer Unbekannten interessieren. Was ist passiert seit meinen letzten Eintrag? Ich sehe nun endlich das berufliche Ziel klar und deutlich vor mir und befinde mich auf den letzten Metern, nachdem ich so lange getaumelt, gestolpert und rückwärts gegangen bin. Vielleicht habe ich all die Jahre gebraucht, um meine Ängste abzubauen, etwas Neues zu wagen, das Risiko einzugehen und das Ergebnis zu akzeptieren, egal wie es ausfällt. Jetzt gibt es kein zurück mehr, kein aber, kein vielleicht, keine Zweifel - ich kann das und ich werde es schaffen, dessen bin ich mir sicher. Nach mir die Sinnflut! Doch wie so oft - und in einem Post wurde dies schon einmal thematisiert - gibt es das vollkommene Glück nicht. Tritt das Berufliche aus dem Schatten heraus in das Licht, so fallen andere Dinge in den Schatten hinein, in meinem Falle das private Glück. Ich konnte es nicht halten, es ist mir aus den Fingern geglitten und ich kann noch solange versuchen es wieder einzufangen, es oder er wird nicht wiederkommen. Deswegen lasse ich ihn ziehen, will ihn nicht auf Zwang an mich ketten und wünsche ihm das Beste. Nur hat er einen Teil von mir mitgenommen, aber nimmt man nicht immer einen Teil des anderen mit, wenn man den Weg eine Zeit lang gemeinsam gegangen ist? Hinterlässt nicht jeder eine Spur auf und in dem Körper des anderen? Anfangs habe ich gedacht, er hat den größten Teil meiner selbst mitgenommen, ich aß weil essen musste, arbeitete weil ich arbeiten musste, stand auf weil ich musste - nun denn, ich befand mich im freien Fall und vielleicht falle ich immer noch, dessen bin ich mir nicht sicher, aber es wird erträglicher, die Ohnmacht weicht der Realität. Zu verdanken habe ich das vor allem meinen Freunden, die mich gehalten haben, jeder wie er konnte, obwohl ich dachte, meine Arme seien blutige Stumpen, welche die helfenden Hände, die mir entgegengestreckt wurden, nicht fassen konnten. Über das Scheitern meiner Beziehung habe ich mir natürlich meine Gedanken gemacht. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sich seit fünfzehn Jahren nichts, aber auch absolut nichts in meinem Kopf geändert hat: Da sind immer noch die selben Ängste vor der Zukunft (weshalb ich manchmal nicht so vorwärts komme, wie das gerne hätte oder es von mir erwartet wird), die selben Selbstzweifel und Geringschätzung meiner selbst, die unerklärliche Sehnsucht nach dem Tod, die mich an manchen Tage überfällt, dieselbe Frage nach dem Sinn meiner Existenz und derselbe Drang mir Schmerzen zuzufügen. Aber all das zeige ich nicht in der Öffentlichkeit, sondern habe mein Rollenspiel perfektioniert. Angepasst sozusagen. Nur wenigen lasse ich an diesen Gedanken teilhaben, aber meine Partner mussten alle mit meiner Doppelrolle klar kommen. Sicherlich wurde mir in meinen vergangenen Beziehungen immer beigestanden und auf die eine oder andere Weise gezeigt, dass es auch anders gehen kann, doch meist habe ich die Flucht ergriffen oder, und das ist neu, wurde vor mir Reißaus genommen. Auch so eine Sache die ich lernen muss - nicht nur verlassen sondern verlassen werden. Ob nun das Chaos in meinem Kopf der ausschlaggebende Grund für das "Sterben der Gefühle" war, weiß ich nicht, vielleicht lag es wirklich nur an den unterschiedlichen Lebenskonzepten und vielleicht musste das auch so kommen, weil es da noch etwas anderes gibt, was auf mich wartet? Bin ratlos! Jedenfalls danke ich denjenigen für die vergangenen Jahre, sie haben mich sehr geprägt und ich möchte sie nicht missen. In dem Sinne:

When routine bites hard,
And ambitions are low.
And resentment rides high,
But emotions won't grow.
And we're changing our ways,
Taking different roads.

(Joy Division: Love Will Tear Us Apart Lyrics)

Dienstag, 26. Januar 2010

Täter und Opfer

So lange nun habe ich mich schon nicht mehr gemeldet, nicht, weil es nicht zu erzählen gab, vielmehr liegt der Hund in meiner Faulheit und dem mangelnden Mitteilungsbedürfnis begraben. Des Weiteren resigniere ich über die Dürftigkeit an Praktikumsplätzen, über das Wetter und über meinen Masochismus mir all das anzutun was ich so schwer verkrafte.
Der Tod ist mein ständiger Begleiter könnte man so sagen. Lange hielt ich Abstand von den zwei Weltkriegen, literarisch wie auch filmisch, doch nun überkommt es mich und ich kann nicht aufhören. Quäle mich momentan durch „Die Wohlgesinnten“ von Jonathan Littell. Das Verbrechen an den Juden und weiteren „Nicht-Ariern“ wird aus der Sicht des Täters ohne jegliche Reue geschildert, so detailliert, dass ich mich selbst an den Massengräbern wieder finde und mir die Hirnmasse der Getöteten ins Gesicht spritzt. Tötungsmaschine Mensch – wie grausam waren und sind wir? Was geht in den Köpfen all jener vor? Könnte auch ich in eine Art Blutrausch geraten, wenn es von mir verlangt wird? Wäre ich in der Lage all mein Menschsein abzustreifen und das auszuführen was wider jeglicher Vernunft und Moral liegt? Man kann diese Fragen nicht hundertprozentig mit „Nein“ beantworten, es wäre schlichtweg gelogen.
Das andere Buch ist eine Biographie über Manfred von Richthofen – da fühle ich mich nicht so hinein und dennoch ist das Grauen nicht minder groß. Anlass für die Biographie war der Film, den ich mir vor kurzem angeschaut habe und dort wurde eben jener junge Mann so tugendhaft dargestellt, dass ich das nicht glauben konnte. Nun tun wir Deutschen uns schwer mit Helden, wegen der kollektiven Schuld am Zweiten Weltkrieg und dem daraus resultierenden Trauma. Wir getrauen uns nicht so etwas wie Stolz zu empfinden, wie auch immer man das interpretieren mag. Nun gibt es in der Geschichte viele Kriegshelden, doch darf es auch deutsche Helden geben? Sind nicht ALLE Täter und Opfer zugleich? Wo zieht man da die Grenze? Ich denke es ist ein ethisches Problem. Was ich ausdrücken möchte: Wenn jemand im Krieg geehrt wird, weil er dieses oder jenes erreicht hat, wer fragt dann nach den Opfern? Und hat sich der stilisierte Held wirklich immer so ehrenhaft verhalten, dass er in die Geschichte eingehen darf? Bin ich die Einzige, die sich darüber Gedanken macht? Das geht einem wirklich an die Substanz. Dieser verdammte Zwang Dinge zu lesen, welche mich schlecht träumen lassen, die ich nie ganz abschütteln kann, immer im Hinterkopf bleiben! Mein Freund zeigt da wenig Begeisterung, doch auf seine Frage, warum ich das lese, wenn es mich verrückt macht, kann ich nur eine Antwort geben: Ich muss. Irgendetwas treibt mich…denke die Ursache dafür liegt in meiner Kindheit. Schon mit 10/12 Jahren habe ich Bücher gelesen, welche nicht wirklich geeignet waren. Beispielsweise „Die toten Engel“ von Wilfried Bruckner oder „Die letzten Kinder von Schewenborn“ von Gudrun Pausewang. Geht es bei der einen Geschichte um die Kinder im Wahrschauer Ghetto und in der Anderen über die Folgen eines Nuklearanschlags, so siegt doch am Ende der Tod über das Leben. Ich habe damals geheult und geflucht, nun mit 27 heule und fluche ich immer noch.
Aber ich bin nicht gänzlich von der Außenwelt abgeschnitten, nehme am realen Leben teil. Auch dort kann einem das Grauen kommen. Zum Beispiel Haiti. Vorweg: es ist furchtbar was dort geschehen ist. Doch die geheuchelte Solidarität ekelt mich an. Müssen immer erst Naturkatastrophen geschehen, damit das Augenmerk auf eine bestimmte Region gerichtet wird? Denn katastrophal ist die Situation in diesem Land schon seit Jahren. Aufwachen Leute! Denkt ihr wirklich, dies sei das einzig Schreckliche? Fragt mal die Menschen in Nordkorea, Somalia, Kongo, Liberia etc. – da verhungern täglich hunderte, werden vergewaltigt, verschleppt, getötet, erleben den Tod der Seele, weil das Grauen unerträglich ist. Wen kümmert das? Wo ist da das Mitgefühl? In einer Woche wird das Thema Haiti aus den Medien verschwunden sein, dann aus dem Bewusstsein der Menschen und alles bleibt wie gehabt. Darin liegt die Perversität unserer Gattung – an der Gleichgültigkeit. Und auch ich schließe mich da nicht aus.
Damit will ich dieses Kapitel schließen und ein neues aufschlagen: Mein Wochenende.
Ja es war mal wieder ein Mix aus allem. Freitagabend hieß es erst einmal arbeiten. War teilweise ein wenig überfordert mit der Situation. Wenn fast 50 Leute zeitgleich zahlen wollen, dann dauert das seine Zeit und die Menschen haben keine mehr. Ziemlich geschafft bin ich dann in die Neustadt zur Dorfdisko. Knackenvoll war Laden. Die Städter scheinen darauf abzufahren. Wie auch immer, ich rein, mit mäßiger Laune und die Erkenntnis, dass alle mir mindestens fünf Bier voraus waren machte sie nicht besser. Erst mit dem flüssigen Gold, war auch ich in der Lage die musikalischen Verbrechen 90er zu ertragen. War am Ende doch ganz lustig und wir sind erst zu einer Zeit nach Hause, in der ich unter Umständen schon wieder auf den Weg zu Arbeit bin. Der Samstag verlief dann eher schleppend. Abends Kneipe und Kopfschütteln über die Dummheiten anderer (hey ich trinke als Mutprobe mal Spülmittel) und Sonntag wurde es kulturell. Wir gingen abends ins Schauspielhaus wo Jan Plewka die guten alten Ton Steine Scherben Songs zum Besten gab. Und das war wirklich gut. Selten hat mir ein Konzert so gefallen.
Da saßen sie nun, die Wohlsituierten Bürgerinnen und Bürger und hörten sich antikapitalistische Lieder an – verrückt diese Welt.

the devil felt ashamed i never thought he would
i saw him keep on practicing until this endless morning ends
he's lost the silver spoon he kept it in his hand
i think we're leaving soon me and my shadow shaped
today we take the whole way to the moon
(Blackmail: Me and My Shadows)

Donnerstag, 10. Dezember 2009

mal wieder Weihnachten

Mittwochnacht, der erholsame Schlaf will sich nicht einstellen, so gehen alle ihre eigenen Wege in meiner etwas kurios anmutenden WG. Ein jeder ist mir sich selbst oder mit seinem Partner beschäftigt, ich hänge meinen Gedanken hinterher und warte darauf, dass mich die Müdigkeit endgültig packt. In diesen grauen Dezembertagen ist es egal, wann ich schlafen gehe, denn eigentlich bin ich jederzeit müde. Man könnte den Winter auch verschlafen, ich hätte nichts dagegen. Aber nein, es weihnachtet und die Menschen rammeln durch die Innenstädte auf der Suche nach dem perfekten Geschenk. Größer, schöner, teurer muss es sein. Ist momentan echt der Wahnsinn. Dresden scheint aus einem riesigen Weihnachtsmarkt zu bestehen. Vom Hauptbahnhof bis zur Prager Straße, Striezelmarkt, Mittelaltermarkt im Stallhof, Weihnachtsmarkt im WTC, am Körnerplatz, auf der Hauptstrasse. Lohnt sich das? Es gibt doch an jeder Ecke den gleichen Mist. Und vor allem sieht das ein wenig verloren aus. Als ich heute zur Arbeit am Abend gegangen bin, da waren mehr Buden als Menschen, rein rechnerisch kann ich mir nicht vorstellen, dass die Händler daraus einen Gewinn erzielen, doch es muss wohl sein. Mir ist wieder mal so gar nicht nach Weihnachten, da ist so gar kein weihnachtliches Gefühl in mir. Hatte ich ja noch nie, seit ich 15 oder so bin. Vielleicht wehre ich mich unbewusst gegen den Konsumzwang aber konsumieren kann ich Zurzeit sowieso nicht viel.
Es ist wieder Zeit, ich muss raus aus dieser Stadt, weg von der Eintönigkeit, des ewig Gleichen, den Strom durchbrechen, ausbrechen aus diesem komischen Leben. Nicht alles ist schlecht und doch ist nicht alles gut.
Demnächst mehr…

Please myself I don’t know where to go
Ring the bells, I’m going out
In the streets I feel the morning rose
Let me in I’m full of doubt
(Lee Buddha & Aydo Abay - Ring The Bells, I'm Going Out)

Freitag, 27. November 2009

Das liebe Geld

Gerade von Arbeit rein, dachte ich mir, es ist mal wieder an der Zeit etwas in meinen Blog zu schreiben, den ich viel zu lange vernachlässigt habe. Dabei sind wieder so viele Gedanken in meinem Kopf, die nur darauf warten niedergeschrieben zu werden, damit neue Gedanken nachrücken können, die mich noch mehr verwirren oder noch nachdenklicher machen. Denn es bahnt sich an, die große Phase der Melancholie, gepaart mit der schon so oft erwähnten Antriebslosigkeit und wieder stelle ich mir die Frage, wie ich diesen Winter damit umgehen werde. Etwa so wie letztes Jahr, als ich die Nacht zum Tage gemacht habe und mit all den anderen armen Gestalten durch die Nacht gestolpert bin, wobei für mich all das Stolpern gut ausging, weil ich meinen Mann gefunden habe oder er mich? Wer weiß das schon, es wird ein ewiges Rätsel bleiben. Oder ist es ganz anders und ich komme nicht aus dem Bett, weil mich meine permanente Müdigkeit ans Laken fesselt? Und wie jedes Jahr grübele ich, ob ein Besuch bei einem Therapeuten nicht doch hilfreich wäre, wobei es mich kürzlich erschreckt hat, wie schnell Psychopharmaka verschrieben werden. Ich will nicht künstlich glücklich sein! Dabei ist meine momentane größte Sorge so klar: ich habe keinen Plan wie ich mein Examen finanzieren soll. Ich meine, es ist mein Examen, das macht man nicht so nebenher, da sitzt man und lernt, hangelt sich von Prüfung zu Prüfung…wie soll ich das bewältigen neben der Arbeit? Oder die Arbeit neben dem Examen? Wie ich es auch drehe und wende ich finde keine Lösung. Vielleicht ist es mein Stolz der mich hindert, um Hilfe zu bitten, aber ich habe es satt abhängig zu sein. Das erfüllt mich nur wieder mit einer nicht zu bändigen Scham. Ich muss mich also zwischen zwei Übeln entscheiden und weiß nicht welches das Größere ist. Für andere mag die Antwort klar auf der Hand liegen, aber ich bin nicht die Anderen.
Letzte Woche kam unsere Betriebskostenabrechnung, die so beschissen war, dass es der ganzen WG das Wochenende verdorben hat. Bei ungefähr gleich bleibenden Verbrauch sollen wir über 600 Euro nachzahlen. Woher nehmen, wir haben keinen Esel der Gold scheißt. Momentan liegt es beim Anwalt zur Prüfung und wir alle hegen die Hoffnung, dass wir was drehen können. Da sind angeblich so viele Fehler, die man als Laie nicht erkennt, sodass wir berechtigt Einwände erheben. Mal sehen was da rauskommt. Weshalb ich das schreibe, am Freitagabend stand ich heulend in der Disco weil ich nicht wusste wie ich das bezahlen soll, wie soll das gehen, wenn man kaum was hat? Gut der Alkohohl tat sein übriges, es gelang mir nicht, die Sorgen auszublenden. Ich habe einen Kumpel, der hat nie Geld, ist stets blank und jener geht mit einer Leichtigkeit durch Leben, dem ich nur Bewunderung entgegenbringen kann. Mir gelingt das nur partiell. Doch genug der Worte über das liebe Geld.
Man kann nie in allen Bereichen glücklich sein, selbst als Jugendliche habe ich das des Öfteren in meinen Tagebüchern nieder geschrieben. Klappte es in der Schule ganz gut, gab es entweder Knatsch mit meinen Eltern oder im Freundeskreis, war dort alles paletti, waren meine Eltern Schuld an meinem Elend (gut, meistens habe ich mir den Ärger selbst eingebrockt, aber das will man als Kind nie zugeben). Und nun, eine Dekade später ist es immer noch der gleiche Terz: Studium, Privat Ok, dann fehlt es am Geld, habe ich Geld ist entweder das Eine oder das Andere nicht in Ordnung. Vielleicht kann man nie in allen Bereichen gleich glücklich sein, weil man dann das Glück nicht schätzen würde, weil es allgegenwärtig wäre und somit normal. Dann wiederum würde man es nicht mehr als Glück erkennen, wenn es zur Normalität verkommt. So sind wir gezwungen uns zu arrangieren, mit dem was wir haben und mit dem was noch kommen wird. Was mir oft auffällt, nicht nur bei mir, sondern auch bei meinen Freunden, ist das eben das Glück normal wird. Und auch wenn ich das nicht oft so zeigen kann wie ich das empfinde, so kann ich mich doch glücklich schätzen, was eben gut in meinem Leben läuft. Nicht nur mein Freund, der mir so viel gibt und es wahrscheinlich nicht einmal weiß, sondern auch meine Eltern zu denen ich einen guten Draht habe, worum mich so mancher beneidet. Es gibt noch so viele andere Beispiele, wo ich es besser habe, aber manchmal vergesse ich dieses kostbare Gut, welches zu bewahren ist, eben weil man es als selbstverständlich hinnimmt, es ist aber nicht selbstverständlich! Wir alle, jeder für sich, sollte sich darüber einmal Gedanken machen. Damit schließe ich für heute und gelobe Besserung. Wie gesagt, die kommende Zeit animiert mich, wieder mehr zu schreiben, denn es ist eine für mich ganz persönlich Art von Therapie.

I work all night, I work all day, to pay the bills I have to pay
Ain't it sad
And still there never seems to be a single penny left for me
That's too bad
(ABBA: Money money money)

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Sehnsucht im Herbst

Nun hat der Herbst Einzug in Deutschland gehalten und zeigt sich weder Golden noch hat er all die anderen Merkmale, welche in der Lyrik so oft gepriesen werden. Vielmehr ist er ein Vorbote auf die bevorstehenden Monate: nass, trüb, windig, einfach nur ungemütlich. Da möchte man sich am liebsten ins Bett verkriechen und erst herauskommen wenn die Frühlingssonne einen an der Nasenspitze kitzelt.
Wie schnell doch das Gewesene vergänglich wird und uns wieder einmal bewusst macht wie rasant die Zeit vergeht, das Jahr ist fast vorbei und auch wenn es noch zu früh für ein Resümee ist, so schweife ich jetzt schon gedanklich zurück in jene Tage, wo wir auf der Wiese lagen, das satte Grün bestaunten und unsere Körper in Sonnenlicht badeten.
Andere mögen sich auf die kommende Zeit freuen, schließlich hat doch der Winter seine schönen Seiten, man kuschelt sich ins Wohnzimmer, der Duft von Kerzen und Gebackenen durchzieht den Raum und man rückt näher zusammen. Einige erfreuen sich auch an der Weihnachtszeit, obwohl Lebkuchen schon jetzt zu kaufen sind und spätestens in einem Monat uns Weihnachtsmusik in sämtlichen Kaufhäusern die Stimmung verdirbt. Ich mag diese Zeit nicht! Man steht im Dunkeln auf, kehrt im Dunkeln heim und obwohl die Tage kürzer sind, haben sie dennoch 24 Stunden. Habe schon ausgerechnet, dass mein „Sonnenakku“ spätestens im Januar verbraucht ist und ab da an meine Stimmung permanent sinkt.

Befinde mich momentan sowieso in einem Schwebezustand. Der Geist ist in weite Ferne gerückt, entflieht der monotonen Realität. Es geht nur noch ums funktionieren weniger ums Leben. Als ob mir in jenen Tagen alles Menschliche abhanden gekommen ist, bleibt versteckt in den in den letzten Windungen meiner Seele, bleibt zu Hause. Zu schwer ist die Last, denn nähme ich sie mit würde ich zusammenbrechen unter dem Gewicht welches wie Blei auf mir liegt, mich zerquetscht, in Bewegungslosigkeit versetzt. Nicht ich halte die Welt an die Welt hält mich an und erneut drängt sich mir die Frage auf, ob es anderen auch so geht oder alle zu Maschinen transformiert sind. Gehe ich mit offenen Augen durch die Straßen, so sehe ich tote Gesichter, das Leben ist fortgespült, hat sie alle mitgenommen. Ist es Resignation? Haben sich die Menschen damit abgefunden, wie ein Tier in Gefangenschaft, jeden Tag der gleiche Mist, der ewig gleichförmige Ablauf oder wollen sie das so, aus Bequemlichkeit? Nicht nachdenken zu müssen, was alles schief läuft in dieser Welt.
Da ist keine Sehnsucht mehr in ihren Blicken. Vielleicht verschließen sie sich nur, vor der ihnen feindlich gesinnten Umwelt. Da würde ich wirklich gerne Gedanken lesen können, um herauszufinden, ob ich alleine mir Gedanken über diese Welt mache oder ob die verschlossenen Minen nur Fassade sind um nicht aufzufallen.
Selbst das Lachen scheint aufgesetzt oder zynisch, so als ob erwartet wird, dass man in der einen oder anderen Situation lacht. So werde nun auch ich in den kommenden Stunden das Restmensch wie eine Haut abstreifen und auf Small Talk programmiert auf Arbeit gehen.

Fire burns but then they slowly die
in our room in our room
where I can see
the silence in you eyes
(Deine Lakeien: Silence in your eyes)

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Bücher sind meine Welt

So senkt sich nun der Schleier auf mich, reißt mich fort in eine fremde, eine vergangene Welt. Getrieben von einer inneren Unruhe blättern sich meine Augen durch Seiten, nehmen begierig all jene Wörter auf, die so viel beschreiben, erklären, verdeutlichen, sichtbar machen, sodass sich die Geschichte vor meinen Augen abspielt. Nur zum Ende hin wird das Umschlagen der Seiten schwerer und schwerer, als ob man das Ende damit aufhalten könnte. Dabei ist das Ende doch unausweichlich. Dort angekommen, streicht man sanft über den Buchrücken, seufzt, stellt das Meisterwerk zurück in das Regal und ist wieder angekommen im Hier und Jetzt, oder etwa nicht?
- So geht es mir stets, wenn ich spannende Bücher lese. Bin da hin und weg, verliere mich in den Geschichten, möchte auch so sein wie die Namenhaften Helden, dabei ist das Leben selbst eine spannende Geschichte, in der man sich stets neu bewähren muss, für jene kämpft die man liebt – um der Liebe willen.
Problematisch wird das ganze nur, wenn ich meine Gedanken in die Realität bringe, Vergangenes mit Gegenwärtigen vermische, meinen Groll im Hier und Jetzt ablasse und verständnislose Blicke ernte oder alles in sinnlosen Streitereien ausufert. Die Linien verwischen, unklar wird der Blick. Ich trage meine innere Unruhe nach Außen, jenes Chaos, welches nur ich begreife, denn die Zusammenhänge sind so wirr, dass der Gegenüber nicht weiß wie er damit umzugehen hat. Schweife wieder einmal ab, aber nun denn, es ergibt sich so, wie soll ich das aufhalten? Wenn man Krank geschrieben ist und sich endlich die Zeit zum Lesen findet oder, und vielleicht ist das auch mal wieder nötig, über alles nachzudenken, was man so lange verdrängt hat, weil die Zeit nicht ausreichte, man zum Funktionieren verdammt war, dann wird einem bewusst, wie viele unverarbeitete Gedanken einem im Kopf herumschwirren. Meine Träume, in denen ich nun wieder sterbe, sind Zeugen der Rastlosigkeit. Und so verbringe ich den lieben langen Tag mit Grübeln und Nichtstun, bis der Alltag mit geballter Kraft zurückkommt. Samstag ist es schon soweit… .

Eyes filled with fire
Wish I was a better liar
It hurts when it's happening, and so I cry
The winter is even colder
I guess that I could have told ya
That I am safe and warm from the hell inside

Break me; I am, an open book
(GNARLS BARKLEY: Open Book)


Werde irgendwann einmal eine Liste, meiner Meinung nach lesenswerter Bücher reinstellen, aber Achtung, hab die Historische Romane Meise (nun vielleicht liegts am Studium)

Freitag, 18. September 2009

Homosexualität

Wie in einem der letzten Einträge mal erwähnt wollte ich dem Thema Homosexualität mal einen eigenen Eintrag widmen.
Erschreckend, dass im Jahr 2009 immer noch Menschen aufgrund ihrer sexuellen Neigungen beziehungsweise Gefühlen diskriminiert werden. Alleine wie oft das Wort „Schwul“ zur Beschimpfung benutzt wird. Da muss man nur einmal eine halbe Stunde mit der Bahn fahren und schon ist man für den Rest des Tages bedient. Warum ist das so? Versuche mich stets in die Menschen hineinzudenken, doch schaffe es nicht, das ist mir zu verrückt. Liegt es an der Erziehung oder die Beeinflussung durch Freunde…weiß es wirklich nicht. Dabei gehen Mädels viel relaxter mit Homosexualität um als Kerle. Vielleicht denken sie, sie würden von Schwulen bedrängt werden. Sich aber dann Pornos anschauen wo es vornehmlich um Analverkehr geht, nur eben mit Mann und Frau. Dabei ist es, von der rein sexuellen Handlungsweise genau dasselbe.
Mädchen dagegen brüsken sich mit ihren schwulen Kumpels, weil sie anscheinend die besseren Männer sind und die Frauen verstehen, dabei ist das auch nur Zufall, den einige der Homosexuellen die ich kenne, sind genauso Mann wie Heten.
Ich wurde in dieser Hinsicht sehr offen erzogen und bei uns war „Schwul/Lesbisch sein“ nie ein Thema im negativen Sinne. Ich wäre noch genauso die Tochter meiner Eltern, wenn ich lesbisch wäre, denn letztendlich geht es doch ums Menschsein und weniger darum wer hier mit wem ins Bett geht. Man ist doch kein schlechterer Mensch, wenn Mann Mann oder Frau Frau liebt. Vielleicht liegt der in der Gesellschaft haftende Ekel noch an dem Einfluss der Kirche, obwohl bei den Katholiken gerade die größten Verbrechen geschehen sind. Und bei Zwang oder Sex mit Minderjährigen hört der Spaß auf.
Vor ein paar Jahren gab ich mich der Illusion hin, dass die Liebe zwischen Männern viel intensiver ist, weil sie eben so viele gesellschaftliche Schranken überwinden müssen und Vorurteilen ausgesetzt sind. Noch immer sieht man relativ wenige gleichgeschlechtliche Pärchen auf der Straße, abgesehen von der Dresdener Neustadt. Vielleicht liegt es an meinem Frau sein, werde schließlich nie wirklich erfahren können, wie es ist als Mann mit einem Mann zu schlafen. Könnte ich für einen Tag mein Geschlecht tauschen so würde ich wahrscheinlich beides ausprobieren. Ein anderer Grund für die Spinnereien mag wohl die Literatur sein. Lest einmal Patricia Nell Warren: „Der Langstreckenläufer“ oder Alexander Ziegler: „Die Konsequenz“ und ihr werdet verstehen, was ich hier krampfhaft versuche auszudrücken. Alle Geschichten enden in irgendeiner Weise tragisch, die Liebe scheitert am Hass der Gesellschaft. „Die Konsequenz“ wurde sogar Ende der 70er verfilmt und verboten, weil sich der Bayrische Rundfunk, auf Druck der Kirche, weigerte diesen zu senden.
In den letzten Jahrzehnten ist für Homosexuelle vieles einfacher geworden, doch der Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung ist noch lange nicht zu Ende. Erst wenn die Mauern in den Gehirnen Einzelner niedergerissen sind und „Anders sein“ nicht automatisch „Abartig sein“ bedeutet wird das Thema nicht mehr angesprochen werden. Denn schließlich kann man sagen, solange Homosexualität noch ein Thema ist, kann man nicht von Gleichstellung sprechen.
Zur Liebe zwischen Frauen kann ich mich nicht äußern, da ich keine Lesben persönlich kenne. Ich halte mich lieber an Männer, finde da mehr Befriedigung, doch das ist wiederum ein anderes Thema.

Pushed around and kicked around
Always a lonely boy
You were the one
That theyd talk about around town
As they put you down

And as hard as they would try
They hurt to make you cry
But you never cried to them
Just to your soul
No you never cried to them
Just to your soul
(Bronski Beat: Small Town Boy)