Freitag, 27. November 2009

Das liebe Geld

Gerade von Arbeit rein, dachte ich mir, es ist mal wieder an der Zeit etwas in meinen Blog zu schreiben, den ich viel zu lange vernachlässigt habe. Dabei sind wieder so viele Gedanken in meinem Kopf, die nur darauf warten niedergeschrieben zu werden, damit neue Gedanken nachrücken können, die mich noch mehr verwirren oder noch nachdenklicher machen. Denn es bahnt sich an, die große Phase der Melancholie, gepaart mit der schon so oft erwähnten Antriebslosigkeit und wieder stelle ich mir die Frage, wie ich diesen Winter damit umgehen werde. Etwa so wie letztes Jahr, als ich die Nacht zum Tage gemacht habe und mit all den anderen armen Gestalten durch die Nacht gestolpert bin, wobei für mich all das Stolpern gut ausging, weil ich meinen Mann gefunden habe oder er mich? Wer weiß das schon, es wird ein ewiges Rätsel bleiben. Oder ist es ganz anders und ich komme nicht aus dem Bett, weil mich meine permanente Müdigkeit ans Laken fesselt? Und wie jedes Jahr grübele ich, ob ein Besuch bei einem Therapeuten nicht doch hilfreich wäre, wobei es mich kürzlich erschreckt hat, wie schnell Psychopharmaka verschrieben werden. Ich will nicht künstlich glücklich sein! Dabei ist meine momentane größte Sorge so klar: ich habe keinen Plan wie ich mein Examen finanzieren soll. Ich meine, es ist mein Examen, das macht man nicht so nebenher, da sitzt man und lernt, hangelt sich von Prüfung zu Prüfung…wie soll ich das bewältigen neben der Arbeit? Oder die Arbeit neben dem Examen? Wie ich es auch drehe und wende ich finde keine Lösung. Vielleicht ist es mein Stolz der mich hindert, um Hilfe zu bitten, aber ich habe es satt abhängig zu sein. Das erfüllt mich nur wieder mit einer nicht zu bändigen Scham. Ich muss mich also zwischen zwei Übeln entscheiden und weiß nicht welches das Größere ist. Für andere mag die Antwort klar auf der Hand liegen, aber ich bin nicht die Anderen.
Letzte Woche kam unsere Betriebskostenabrechnung, die so beschissen war, dass es der ganzen WG das Wochenende verdorben hat. Bei ungefähr gleich bleibenden Verbrauch sollen wir über 600 Euro nachzahlen. Woher nehmen, wir haben keinen Esel der Gold scheißt. Momentan liegt es beim Anwalt zur Prüfung und wir alle hegen die Hoffnung, dass wir was drehen können. Da sind angeblich so viele Fehler, die man als Laie nicht erkennt, sodass wir berechtigt Einwände erheben. Mal sehen was da rauskommt. Weshalb ich das schreibe, am Freitagabend stand ich heulend in der Disco weil ich nicht wusste wie ich das bezahlen soll, wie soll das gehen, wenn man kaum was hat? Gut der Alkohohl tat sein übriges, es gelang mir nicht, die Sorgen auszublenden. Ich habe einen Kumpel, der hat nie Geld, ist stets blank und jener geht mit einer Leichtigkeit durch Leben, dem ich nur Bewunderung entgegenbringen kann. Mir gelingt das nur partiell. Doch genug der Worte über das liebe Geld.
Man kann nie in allen Bereichen glücklich sein, selbst als Jugendliche habe ich das des Öfteren in meinen Tagebüchern nieder geschrieben. Klappte es in der Schule ganz gut, gab es entweder Knatsch mit meinen Eltern oder im Freundeskreis, war dort alles paletti, waren meine Eltern Schuld an meinem Elend (gut, meistens habe ich mir den Ärger selbst eingebrockt, aber das will man als Kind nie zugeben). Und nun, eine Dekade später ist es immer noch der gleiche Terz: Studium, Privat Ok, dann fehlt es am Geld, habe ich Geld ist entweder das Eine oder das Andere nicht in Ordnung. Vielleicht kann man nie in allen Bereichen gleich glücklich sein, weil man dann das Glück nicht schätzen würde, weil es allgegenwärtig wäre und somit normal. Dann wiederum würde man es nicht mehr als Glück erkennen, wenn es zur Normalität verkommt. So sind wir gezwungen uns zu arrangieren, mit dem was wir haben und mit dem was noch kommen wird. Was mir oft auffällt, nicht nur bei mir, sondern auch bei meinen Freunden, ist das eben das Glück normal wird. Und auch wenn ich das nicht oft so zeigen kann wie ich das empfinde, so kann ich mich doch glücklich schätzen, was eben gut in meinem Leben läuft. Nicht nur mein Freund, der mir so viel gibt und es wahrscheinlich nicht einmal weiß, sondern auch meine Eltern zu denen ich einen guten Draht habe, worum mich so mancher beneidet. Es gibt noch so viele andere Beispiele, wo ich es besser habe, aber manchmal vergesse ich dieses kostbare Gut, welches zu bewahren ist, eben weil man es als selbstverständlich hinnimmt, es ist aber nicht selbstverständlich! Wir alle, jeder für sich, sollte sich darüber einmal Gedanken machen. Damit schließe ich für heute und gelobe Besserung. Wie gesagt, die kommende Zeit animiert mich, wieder mehr zu schreiben, denn es ist eine für mich ganz persönlich Art von Therapie.

I work all night, I work all day, to pay the bills I have to pay
Ain't it sad
And still there never seems to be a single penny left for me
That's too bad
(ABBA: Money money money)