Montag, 27. April 2009

Fantasy und die bedrückende Realität

Schaut man sich die aktuellen Bestsellerlisten an, so bemerkt selbst der Laie, dass mehr und mehr Bücher aus der Fantasy Sparte es schaffen, sie mehrere Wochen in den Listen festzusetzen. Das war sogar dem SPIEGEL einen Artikel wert. Nun lese ich kaum Fantasyromane, zwar habe ich Bücher von Harry Potter in meinem Regal stehen und auch Herr der Ringe hat einen festen Platz, doch im Großen und Ganzen kann ich recht wenig mit Trollen, Orks und Zauberern anfangen, ich verstehe aber durchaus die Begeisterung bei Jung und Alt. Ist es denn nicht so, dass wir mittels der Geschichten versuchen aus der kargen Welt zu fliehen, eine Flucht in eine Welt in der es ein klares Gut und Böse gibt, in der Werte wie Treue, Moral und Achtung voreinander noch eine Rolle spielen? Das schöne bei diesen Geschichten ist es, dass am Ende das Gute über das Böse siegt und die Liebe die entscheidende Kraft ist, die den Helden zu schier unmöglichen Taten bewegt, ihn vorantreibt. Der Held weiß wofür er kämpft. Doch weshalb erscheint uns die reale Welt so furchtbar, dass wir gezwungen sind uns Scheinwelten aufzubauen? Ich kenne das von mir selbst recht gut. Abends wenn ich im Bett liege, habe ich immer eine Geschichte im Kopf, in der ich handle, ich auch einmal Held sein darf und weiß für was und wen ich die Strapazen auf mich nehme.
So schwer mir das Handeln in der Realität fällt, ich mich oft gelähmt und überfordert fühle, an manchen Tagen nicht weiß weshalb ich lebe und welchen Platz ich einnehme, umso selbstsicherer bin ich im meiner eigens kreierten Welt. Dabei halten mich die meisten für erschreckend Selbstbewusst und vielleicht bin ich das in einer gewissen Art und Weise auch, ich kann den Schein gut waren, doch kostet es viel Kraft alles aufrecht zu erhalten. Die Fassade muss stets neu verputzt werden. Und gestern ist alles zusammengebrochen, dass
Innere wurde nach Außen gekehrt, ich stand da und war nur am heulen. Diese Gefühlsausbrüche habe ich normalerweise nur, wenn ich betrunken bind, gestern war ich jedoch nüchtern. Keine Ahnung, ob jemand dieses Gefühl kennt, wenn man sich innerlich so leer fühlt und einem diese Leere so schrecklich vorkommt. Als ob man tot ist, die Hülle lebt, die Organe arbeiten aber das Menschsein fehlt.
Wahrscheinlich war es nur an der Zeit, mal wieder alles raus zu lassen, den ganzen Frust, die Angst wegzuheulen. Da kann man versuchen noch so stark zu sein, wenn es einmal läuft, dann dauert es Stunden ehe man wieder einigermaßen gefestigt ist. Wenn man sich selbst ins Bewusstsein ruft weshalb man lebt und alles vielleicht doch nicht so sinnlos ist, dass es einen Sinn hat, weshalb man gerade so und nicht anders ist und es gut so ist. Schließlich hat man doch eine Bestimmung, oder? Und ich denke der Sinn meines Lebens besteht darin Anderen mögliche Wege aufzuzeigen. Das ist glaube ich das einzige was ich wirklich gut kann, meine Gabe wenn man es so ausdrücken will.


You don't wanna hurt me
but see how deep the bullets lies.
unaware I'm tearing you asunder
there is thunder in our hearts.
Is there so much hate for the ones we love?
Tell me we both matter
don't we?
You
it's you and me
it's you and me
you won't be unhappy.

Mittwoch, 15. April 2009

Abenteuer Deutsche Bahn



Es war Ostermontag, früher Nachmittag, als ich wie hundert andere ökologisch Denkende die Heimreise antrat, da Morgen wieder die Pflicht rief. Entspannt und in freudiger Erwartung 17.00 Uhr in DD einzulaufen, ging mein Abenteuer los. Bis zur Landesgrenze Brandenburg Sachsen ging auch alles gut, ich war froh einen, wenn auch sonnigen, Sitzplatz ergattert zu haben und nicht wie andere stehen zu müssen.
In Priestewitz blieb der Zug plötzlich stehen und nach 10 min schweigen sagte die nette Dame, dass eine Weiterfahrt erst in 15-20 min stattfinden könne. Gut, dachte ich mir, gehst du eine Rauchen, denn Rauchverbote auf Bahnsteigen mitten in der Pampa kann man getrost ignorieren. Nach 30 min wurde die Meute langsam unruhig und die Schaffnerin geriet zunehmend in Erklärungsnot. Dann hieß es „Der Zug fällt für unbestimmte Zeit aus, wir bitten um ihr Verständnis.“ Die gute Dame konnte ja nix dafür, dass die Oberleitung im Arsch und die Ursache unauffindbar war. Ich bin der Meinung, dass auf einen Ostermontag einfach nur kein Techniker zur Verfügung stand. In Sachsen nehmen sie Feiertage eben noch ernst. Kurz darauf, die nächste Ansage: „Der Zug fällt ganz aus!“. Wir rammelten also im Kollektiv auf den gegenüberliegenden Bahnsteig und weiter ging die Butterfahrt nach Riesa, von wo aus es dann nach Coschütz gehen sollte. Als wir in Riesa dann in den voll gestopften Zug stiegen auf dem Dresden Hbf stand und so idyllisch die Landschaft an uns vorbeizog, dachte ich mir so „Mhm das kennst du schon, hier warst du heute schon einmal, schau da ist der Bahnsteig auf dem wir über ne Stunde sinnlos standen und da ist auch der Zug…“ Will heißen: wir befanden uns auf demselben Gleiß, wo doch die Leitung im Arsch war…sollten sie es geschafft haben den Schaden zu beheben? Nein, denn schon erklang eine leicht gereizte Stimme die uns verkündete: „Sehr geehrte Damen und Herren, aufgrund eine Oberleitungsstörung kann der Zug nicht wie geplant nach DD fahren. Ab Niederwartha steht für sie Ersatzverkehr bereit, der sie dann nach Radebeul West bringt. Von dort haben sie Anschluss nach DD Neustadt.“ Langsam kamen wir uns vor wie Odysseus, wir wollten nur nach Hause. Angekommen im letzten Dorf Sachsens, in dem es nichts gab außer zwei Gleisen und einem geschlossenem Bahnhofsgebäude standen wir nun da…mit zweihundert anderen Deppen, die bereits seit zwei Stunden auf den versprochen Ersatzverkehr warteten. Summa summarum waren wir an die 500 Jungs und Mädels. Nach 30 min kamen dann zwei Busse. Sollte das ein schlechter Scherz sein? Wie bei Schindlers Liste, kamen ich mir vor. Deportation nachspielen und das auf nen Feiertag. Ich rief dann entnervt einen Freund an und bat ihm mich abzuholen. Es kam dann zwar noch ein Bus, doch mittlerweile waren auch zwei weitere Züge eingetroffen, die Menschenmassen ausschütteten. Ehrlich, wo war die Logistik? Was denkt sich die Deutsch Bahn? Die wussten ja nun nicht erst seit 10 min, dass es aus Dresden weder ein raus- noch reinkommen gab, jedenfalls nicht aus Richtung Leipzig oder Cottbus. Als mich mein Freund abholte, hatte es den Anschein, als ob das System langsam funktioniert, doch dafür haben die unfähigen Deppen 4 Stunden gebraucht. (Wahrscheinlich kannte das Navi kein Niederwartha) Traurig, traurig. Halb neun war ich dann endlich zu Hause. Geil!

Slogan der Bahn von 1974 "Wir wollen, dass sie erholt ankommen"

I want to come home. It's been so long since I've been away
And please, don't blame me 'cause I've tried
I'll be coming home soon to your love to stay
(Lynyrd Skynyrd: Comin' Home)

Montag, 6. April 2009

Gevatter Alkohol und daraus resultierende Missverständnisse

Sinnlose Besäufnisse führen zu Missverständnissen, Fehlinterpretationen, Kommunikationsstörungen und am Ende suhlt man sich in seinem eigenen Dreck und fragt sich warum einen das vergönnt ist, was anderen anscheinend so einfach gelingt. Der Mensch ist nicht einfach gestrickt und weshalb tun wir uns das an? Unweigerlich muss ich das letzte Wochenende mit Luhmann vergleichen. Der gute Mann hat schwer verständliche Theorien über die Kommunikation und doppelte Kontingenz verfasst – aber scheiße er hat recht.
Bei Interaktionen liegt das Problem in der Psyche. Begegnen sich zwei Personen, dann wird ein bestimmtes Verhalten an den Tag gelegt, der Gegenüber erwartet eine bestimmt Reaktion von einen und ich weiß, dass er etwas von mit erwartet. Das nennt man Erwartungserwartungshaltung. Wird dem nicht genüge getan, so kommt keine echte Kommunikation zu Stande und Vertrauen wird nicht auf- sondern abgebaut. Dabei steigt die Unsicherheit und irgendwie versinkt alles im Chaos.
Bei mir spielte sich das Drama das ganze Wochenende ab. Ich weiß manchmal nicht was von mir erwartet wird, welche Gesten ich unterlassen oder entgegenbringen soll, inwiefern ich ich sein kann, denn anscheinend mache ich alles falsch. Dabei hatte ich an jenem Abend von dem Gegenüber auch etwas erwartet und wurde enttäuscht, was mich in eine grenzdebile Situation brachte, mich völlig verunsicherte und weil ich Unsicherheit nicht mag schweife ich ins Gegenteil ab, lass mich gehen und nehme diese „Scheißegal“ Haltung ein. Dabei ist mir das alles andere als scheißegal, die Sinne sind vielmehr geschärft, alles wird überinterpretiert, falsch verstanden…das schaukelt sich hoch, bis es zum Eklat kommt. Kommt es dann zu der, im Suff nicht sehr sinnvollen, Aussprache, zieht man sich bis aufs Hemd aus, ist nackt in der Dunkelheit, breitet seine ganzen Gefühle vor demjenigen aus und hat immer die Angst, dass man nicht für voll genommen wird. Doch es ist umso viel schwieriger das alles nüchtern zu sagen, aus Scham, einfach nur, um nicht verletzt zu werden, wenn der andere nicht so empfindet oder weil einen die Zweifel beschleichen, ob es nicht besser wäre, es nur zu denken als zu sagen. In jenen angetrunkenen Zuständen hätte man im Falle einer Enttäuschung einen Grund weiter zu trinken und auf einen Filmriss zu hoffen.
Ich hoffte auf den nächsten Tag, doch der war dann noch viel komplizierter. Entweder höre ich immer nur das, was ich hören möchte und lege das dann günstig für mich aus oder ich verstehe das ganz genau und der Andere weiß nicht so recht, was er den ganzen Tag plappert. Weiß echt nicht, warum wir uns das Leben so schwer machen und uns nicht einfach treiben lassen, anstatt hilflos gegen den Strom anzupaddeln mit der Gewissheit, dass am Ende ein Scheitern unausweichlich ist. Und das Scheitern beziehe ich hier nicht auf eine Beziehung, sondern vielmehr auf den naiven Versuch alles richtig zu machen was letztendlich falsch ist.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf!


Gib mir deine Liebe, gib mir deine Hand.
Der Traum ist aus! Der Traum ist aus!
Aber ich werde alles geben, das er Wirklichkeit wird.

Donnerstag, 2. April 2009

Kriege

Ich lese zurzeit das Buch: "Kain wo ist Dein Bruder? Was der Mensch im Zweiten Weltkrieg erleben musste – dokumentiert in Tagebüchern und Briefen.“ Hg von Hans Dollinger. Und genau jenes Buch ist es, was mich in diesen Gemütszustand versetzt. Bei dem schönen Wetter wäre es wohl das Klügste, es beiseite zu legen und ruhen zu lassen, doch jeder der gerne liest, wird wissen wie es ist, wenn ein innerer Zwang einen immer wieder animiert weiter zu lesen. Es gibt ja nun mehr als genug über den Zweiten WK zu lesen und ich hatte das Gefühl der Markt sei übersättigt. Es gibt kaum einen Tag in dem nicht auf einen TV Sender etwas über den Krieg kommt und lange Zeit ging mir das auf die Nerven. Ich hatte das Gefühl, je mehr darüber berichtet wurde umso mehr war das Geschehne weniger grausam, weniger unfassbar. So mal die Berichterstattung sich stets wiederholte: Judenvernichtung und Bombennächte.
Dieses Buch jedoch berichtet von allen Seiten, der einfache Frontsoldat, die Hausfrau, der Gefangene, … . Es sind Alltagserfahrungen, die mehr über die Zeit berichten als bloße Chronologien. Alle Seiten kommen zu Wort. Und ich rase durch das Buch lese und lese, sauge alles unreflektiert auf und ahne, dass dies mein Problem ist. Ich muss mich damit genauer auseinandersetzen, das Gelesene verarbeiten. Vielleicht ist dies hier ein Anfang.
Bin immer wieder erstaunt, was die menschliche Seele aushält oder der Körper, denn ein Teil seiner selbst hat wohl jeder im Krieg zurück gelassen.
Kriege sind für mich sowieso unverständlich, ich sehe zwar unter bestimmten Aspekten eine gewisse Notwendigkeit zu intervenieren, doch wie man andere töten kann oder wie man plötzlich einen Hass auf bestimmte Völker, Personen anderer Religion oder „Rassen“ entwickeln kann, werde ich nie begreifen. Wenn ich mir die Geschehnisse im Kongo, in Ruanda, Israel oder Nordirland anschaue habe ich nur Fragezeichen im Kopf. Sicherlich, im Nordirland geht es primär um die Unabhängigkeit vom Empire, doch wie so oft wird die Religion als Erklärung für den Hass missbraucht. Die glauben an denselben Gott, haben dasselbe Buch als Grundlage, ok die Katholiken müssen noch etwas mehr lesen wegen der Schöpfung und so, doch letztendlich, und das ist jetzt nicht beleidigend gemeint, ist es doch der gleiche Scheiß. Und dafür hauen die sich die Köpfe ein? Oder der Krieg im ehemaligen Jugoslawien: Gestern noch sind sie die besten Freunde, die Nachbarn die einem Mehl leihen, der nette Arbeitskollege und plötzlich von gleich auf jetzt jage ich ihm eine Kugel in den Kopf, weil er Muslime, Christ oder was sonst noch ist?
Ich bin der Ansicht, dass die Tötung eines Menschen leicht von der Hand geht, doch wie kann man mit der Schuld leben? Wie verarbeitet man das Grauen, das Elend….stumpft man letztendlich nicht nur ab und ist unfähig Gefühle hervorzubringen? Als eine Art Selbstschutz der Seele, damit das Erlebte nicht so präsent ist? Das sind so viele Fragen auf die ich wohl nie eine befriedigende Antwort erhalten werde.
Ich weiß nur eins, sollte ich in das Pech haben einen Krieg mitzuerleben ist wohl Selbsttötung die beste Maßnahme.

i wanted to fight so i went to war
i thought it was right
to fight for my country
but then i saw the torture
i saw the misery the pain and the dead
and i was wounded now i'm paralyzed
all this has changed my point of view
i shot enemies now i know they are humans
i shot civilists now i know i'm a murderer
i had time to think now i want to tell
those young men who want to be soldiers
who want to fight in a war for their country
that i've seen it that i'm a victim of war
and that i don't want them to do
the same mistake
every time i close my eyes
i can hear the screams
i can see the dead and the fire
i don't want them to see the things i saw
i want to tell them they needn't to be
soldiers to be men
and i've learned that love and forgiveness
is better than hate and war
but now those people who sent me
to their war forbid me to speak
about the love about the pleasure
about the youth i've lost

(Project Pitchfork: Vietnam)