Dienstag, 28. Juli 2009

Verrückte Menschen bereichern das Leben

Wenn man kuriose, mitunter verrückte Menschen sehen will, so ist am Wochenende die Neustadt der perfekte Ort. Sucht man minderjährige Mädels, die auf achtzehn geschminkt, sich tapfer an einen Schöfferhofer Grapefruit festhalten, um den einen oder anderen feschen Burschen verkrampft anzulächeln, den dann die zu Unterstützung mitgebrachten Freundinnen mit ihrem hysterischen Gekicher vergraulen, sodass der arme Kerl im vornherein verloren hat, so geht man am Besten in die einschlägigen R´n´B und House Schuppen oder positioniert sich davor, weil man für seine Sozialstudie nicht noch Eintritt bezahlen möchte.
Ist man eher an das Leben von Pseudo Punks (echte Punks haben nicht das neueste Fotohandy!) interessiert, so setzt man sich dezent vor die Scheune. Schöfferhofer Grapefruit wäre hier fatal, denn wenn es ein Bier gibt um nicht aufzufallen, sollte der involvierte Beobachter (Feld Experiment) doch zielsicher zur Sternburger Flasche greifen, vom Nachbarn den Hund, unter dem Vorwand des Gassi Gehens, ausleihen und möglichst die letzten Bravo Ausgaben mit dem Piercings zum anstecken gekauft haben. Für Fans vom Beobachten von Emo Kindern ist der Biergarten gleich neben der Scheune geeignet. Kleine traurige Emo Kinder sind meistens pummelige 15jährige mit Hello Kitty Handtaschen, ihre männlichen Pendants haben von dem zu wenig, was die dicken Kinder von Landau zuviel auf den Rippen mit sich rum tragen. Das Haar muss schwarz sein und möglichst im Gesicht hängen, sprich sie haben so eine Frisur, die aussieht als wären sie gerade aus dem Bett gestiegen, für die sie aber fünf Stunden vor dem Spiegel gestanden haben.
Pappnasen wie mich findet man meistens dort wo sich der Rest noch Kinderlose Mitte/Ende Zwanziger aufhalten. Alles muss etwas schmuddelig sein ohne assi zu wirken. Das Klientel ist bedacht, sein Äußeres so zu gestalten, dass man kaum oder gerade wegen der Dezentheit auffällt. Und wenn man meint alles schon zu kennen, so wird man immer wieder auf ein Neues belehrt. So saß ich mit meinen Freunden an einem Tisch wo bereits ein Pärchen Platz genommen hatte. Während wir munter die Woche besprachen, schwiegen sich die Beiden nur an. Nicht ein Wort fiel in 40 min. Auf meine Frage, weshalb sie sich so anschweigen bekam ich die Antwort „Wir haben heute Kinderfrei.“ Ist das eine plausible Erklärung? Für mich nicht, deshalb fragte ich weiter. „Und das ist der Grund warum ihr nicht miteinander redet?“ Ok, ich hätte keine weiteren Fragen stellen sollen, denn das war der Grund – kein Kind da, kein Gesprächsthema. Klasse! So möchte ich später nicht enden, Menschen die sich gegenseitig in den Abgrund schweigen. Was für eine Beziehung ist das, wenn sie sich nur noch über das Kind definiert? Ob das nun an meiner Fragerei lag oder die Herrschaften einfach nur müde waren weiß ich nicht, jedenfalls gingen sie dann nach Hause, schweigend versteht sich.
Wir wollten dann alsbald in die nächste Location. Als ich so abwartend dastand kam ein Kerl auf mich zu, der vor mir in die Knie ging und an meinen Stiefeln nestelte. Ich dachte er wolle mir unter den Rock schauen (als ob es da was bei Dunkelheit zu sehen gäbe) und bluffte ihn an, doch der Herr war weniger an meinem Genitalbereich interessiert als an meine Füße/Schuhe. Er hob mein Bein, steckte sich den halben Fuß in den Mud und biss zu. Nichts gegen Fetisch, es hätte meinen Stiefel für seine Befriedigung auch samt Bein in den Mund stecken könnten, bis die Schuhspitze seinen Rachen kitzelt, aber nicht zubeißen. Da hört der Spaß wirklich auf. War auch dementsprechend sauer auf den Typen oder vielmehr verblüfft. Höflichkeit ist alles. Für das nächste Mal: ich bin gerne bereit, mir die Stiefel lecken zu lassen, wenn man mich vorher fragt und mir sonst auf keiner Weise zu nahe kommt!


Welcome to the house of fun
Now I´ve come of age
Welcome to the house of fun
Welcome to the lions den
Temptations on his way
Welcome to the house of…
(Madness: House of Fun)

Montag, 20. Juli 2009

Alles Sommer oder was?

Was ist nur mit den Jahreszeiten passiert? Ist das nun der befürchtete Klimawandel oder einfach nur ein verregneter Sommer wie er in periodischen Abständen auftritt? Richtige Planung scheint unmöglich, wenn nicht einmal der örtliche Wetterdienst in der Lage ist, 24 Stunden vorher, halbwegs präzise den kommenden Tag zu beschreiben. Doch es gibt eine Faustregel: stets das was vorhergesagt wird trifft nicht ein. So hatten wir strahlendsten Sonnenschein, obwohl es regnen sollte und andersrum. Man ist der Versuchung erlegen, stets alles griffbereit mit sich zu führen, vom Bikini bis hin zum Regencape (wenn ich so etwas besitzen sollte). So kam ich auch Samstagnacht pitschnass mit durchweichten Schuhen, Strickjacke und brummenden Schädel nach Hause. Nicht dass ich mir das Wetter schön saufen wollte, vielmehr war die Plörre, welche beim Wiesen-Open-Air ausgeschenkt wurde einfach ungenießbar. Es war viel zu warm und Schal, der Depp, der die Zapfanlage eingestellt hat gehört an den Pranger! Vielleicht bin ich da zu anspruchsvoll, doch kann man nicht für zwei Euro ein ordentliches Bier verlangen? Nun denn, wäre ich nicht so furchtbar müde gewesen, dass es mich gegen fünf ins Bett zog, hätte ich ausgeharrt bis sich die Wetterlage ändert oder eine Blasenentzündung meine Pläne durchkreuzt.

Da ich mich nun fast einen Monat lang nicht gemeldet habe, nun ein kurzer Abriss der vergangenen Wochen. Am 03. Juli war es soweit, mein Freund kam aus dem fernen Osten und hilft derzeit erneut östlichen „Schwellenländern“, nur nicht mehr ganz soweit entfernt. Doch macht das einen Unterschied, ob es nun 6000 oder 700 km sind?
Jede Kultur hat seine Macken und verkrampft wird nach Stereotypen gesucht, die dann meist auch gefunden werden. Ich als langjährige Randpolin kenne dieses Völkchen recht gut und trotz vieler positiver Erlebnisse und netten Menschen hat man ein negatives vorgeprägtes Bild von ihnen. Eigentlich schade, dass ich das hier so zugeben muss. Schätze mich als recht toleranten Menschen ein, doch so tolerant bin ich im Innersten vielleicht gar nicht. Doch dies ist ein anderes Thema.
Jedenfalls habe ich die 10 Tage sehr genossen. Brav stand ich des Morgens am Dresdner Flughafen und wartete auf ihn, wobei ich gewissenhaft das Angebot der angrenzenden Bar studierte – ein potentieller Arbeitsplatz! Unser Wiedersehen glich eher eine Groteske als dem Bild welches uns in unzähligen Hollywood Filmen vermittelt wird. Kein Gekreische, kein Geheule, kein wildes aufeinander zu Gestolpere, kein animalisches Zunge in den Hals rammen. Es war eher ein verkrampftes aufeinander zugehen, wenigstens Dresden erstrahlte im sommerlichen Glanz. In der Residenz angekommen viel die Scheu mit den Kleidungsstückn und echte Freude konnte sich endlich breit machen. Gelöst konnten wir danach in das Wochenende starten, welches dann recht harmonisch und in friedlicher Koexistenz verlief.
Montag trübte sich das Bild, als mir vorsichtig vermittelt wurde, dass wir uns demnächst erneut nur über Kameras sehen werden können, doch was soll man machen es ist schließlich sein Job und in Zeiten der Wirtschaftkrise darf man sich glücklich schätzen einen Vollzeitjob zu haben und nicht wie tausend andere in Kurzarbeit zu darben. Wer weiß schon was es endlich ausgestanden ist, ob wir daraus etwas lernen werden oder uns das Ausmaß noch gar nicht bewusst ist. Der Realkapitalismus ist schon in seinen Zügen pervers, doch auch dies ist ein anderes Thema und regt mich zu sehr auf. Zurück zum eigentlichen Thema: nach drei sommerlichen Tagen war es dann auch schon wieder vorbei. Ich meine die Temperaturen stimmen halbwegs, nur der Rest lässt auf sich warten. Meine drei Arbeitstage waren geprägt vom Verweilen in diversen Hotels und dümmlichen Dauergegrinse sowie so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen, denn die baldige Abreise war wie dunkle Gewitterwolken am Horizont stets präsent. Einen Tag ging`s dann abends im Kino zu „Brüno“ und was haben wir herrlich gelacht, obwohl es eigentlich zu heulen ist, wie homophob die ländlichen US Amerikaner sind. Doch ist es hier so anders? Ich kann mir da kein rechtes Urteil erlauben, weil’s mir herzlich egal ist, wer mit wem ins Bett geht und was Mann/Frau, Frau/Frau oder Mann/Mann dort anstellen, solange beide Freude daran haben. Doch dies ist auch eines jener komplexen Themen, die ich mal gesondert abhandeln muss.
Freitag bin ich dann erfolgreich in 27. Lebensjahr geschlittert. Obwohl ich diesem Tag normalerweise genauso wenig Bedeutung zugestehe wie den restlichen 364 Tagen im Jahr, muss ich doch ehrlich zugeben, dass mein Geburtstag wirklich schön war. Am darauf folgenden Tag haben wir mit Freunden gegrillt und obwohl das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung machen wollte, haben wir auf den Regen geschissen und tapfer bis in die Nacht im Freien ausgeharrt, bevor wir dann letztendlich doch ins Trockene geflüchtet sind. War ein wirklich schöner und lustiger Abend mit Freunden und Kumpels, auch wenn ich dann noch wutentbrannt in der Nacht die Küche gewischt habe, weil ich ständig über Glas lief und meine Socken am Boden kleben blieben.


Behind your veil I found a body underneath
inside your head were things I never thought about
you know that I would love to see you next year
I hope that I am still alive next year
(Maximo Park: Apply Some Pressure)