Donnerstag, 17. September 2009

Arbeitsmoral und Mindestlohn

Was motiviert einen Menschen tagtäglich aufzustehen, zu seiner Arbeit zu schlurfen, um sich letztendlich die Frage zu stellen, für was und vor allem für wen man das macht? Für was ist eigentlich klar – für ein paar müde Mark am Monatsende. Bleibt nur noch das WEN, denn so egoistisch es klingen mag, so kann ich mir doch nichts davon kaufen, wenn die Gäste es mit einer Selbstverständlichkeit hinnehmen, dass man sich für sie den Arsch aufreißt und versucht die unendlichen Sonderwünsche zu erfüllen. Das Wort Danke ist selten geworden in unserer Welt. Ich möchte nun nicht jeden über einen Kamm scheren, doch tendenziell kann man die These aufstellen, je dicker die Börse, desto spärlicher wird die Dankesbekundung.
Klar ist, dass die Leute etwas für ihr Geld erwarten, klar ist auch, dass der Service funktionieren muss, doch anscheinend denken einige, sie seien die einzigen Gäste und könnten einen nach belieben hin und her scheuchen. Und wer denkt in der Gastronomie seien nur Facharbeiter, der hat den Schuss nicht gehört. So war es auch in den vergangen Tagen – ein Gelernter und eine unüberschaubare Größe an Studenten oder anderen Personen, die das eben nicht gelernt sondern erlernt haben.
Gestern war eine Eröffnung eines Shopping Centers…..wieder einmal. Jetzt hat die Stadt Dresden auf der Prager Str. gefühlte 30 Schuhläden, 2 H&M, 2 NY…die Liste könnte endlos weiter geführt werden. Welcher Mensch braucht noch einen Konsumtempel, wenn die Läden im Umkreis von 100 Meter sowieso schon vertreten sind? Das ist so sinnlos, wer soll da einkaufen gehen? Ich habe dazu keine Kohle, denn mein schwerlich erarbeitetes Geld geht für die Miete und den Fixkosten drauf, weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal richtig einkaufen war. Ist wahrscheinlich Jahre her, ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Auf alle Fälle waren die Ansprachen echt der Knaller. „Dresden hat eine Attraktion mehr!“ Wie was – welche Attraktion? Und weil es in dem Laden auch einen Media Markt gibt, konnte der Redner voller Stolz verkünden, dass in diesem regionale Produkte angeboten werden. Für die Unwissenden…er meinte den bekannten Chiphersteller. AMD Produkte gibt es natürlich in den 60 Meter entfernten Saturn nicht zu kaufen. Dabei gehören doch Media Markt und Saturn zu ein und derselben Handelsgruppe. Was für eine Farce!
Jedenfalls ist dieses Ding ein Grund mehr die Innenstadt zu meiden.
Zu meinem aktuellen Lieblingsthema: Mindestlohn! Ich verdiene rund 600 Euro im Monat und gehe dafür 100 Stunden arbeiten, neben dem Studium, doch so richtig weiß ich nicht, wie ich mein Leben davon finanzieren soll. Mehr als Essen kaufen und am Wochenende mal Bierchen in der Kneipe sind da nicht drin. Das mag den einen vielleicht ausreichen, doch ich würde mir gerne mal mehr leisten. Wo also liegt der Anreiz zum arbeiten? Diese Frage kann ich nicht beantworten, denn jeder Harz IV Empfänger hat am Anfang des Monats genau so viel in der Tasche wie ich, wenn man bedenkt, dass die Miete und Krankenversicherung von der Agentur bezahlt werden. So hat der Arbeitslose 350 Euro Netto im Portemonnaie. Zieht man jetzt noch Versicherung und Telefon/Internet ab, bleiben rund 290 Euro. Wenn ich die Fixkosten abziehe, bleibt mir genauso viel. Ist das gerecht? Nein. Daher bin ich für einen gesetzlichen Mindestlohn, die Menschen müssen motiviert werden, sich einen Job zu suchen und für 5.77 Euro die Stunde würde ich auch nicht arbeiten gehen. Da frage ich mich, weshalb die Menschen nicht auf die Straße gehen. Warum lassen wir uns das Gefallen? Da werden Millionen Abfindungsgehälter gezahlt (Ex-Arcandor Chef Eick 15 Mio) für Personen, die ein Unternehmen in den Ruin treiben, weil sie immer mehr wollen. Wenn ich scheiße auf Arbeit baue, bin ich schneller meinen Job los, als ich gucken kann. Und eine Abfindung bekomme ich auch nicht – ist die Welt nicht ungerecht? Hier wird mit zweierlei Maß gemessen.
So frage ich mich, was soll ich nächste Woche wählen? Die SPD hat sich nun dem Thema Mindestlohn angenommen. Doch wo war der Schrei nach einem Mindestlohn, als es noch eine Rot/Grüne Koalition gab? Aber sie wissen ganz genau, dass sie diese Pläne in Zeiten der großen Koalition nicht umsetzen können oder konnten. Den LINKEN kaufe ich das durchaus ab, doch habe ich Vorbehalte sie auf Bundesebene zu wählen. Bei CDU, FDP und NPD zeige ich gleich die rote Karte, bleiben also nur noch die GRÜNEN, wenn sie sich wieder rückbesinnen auf ihre eigentlichen Ziele. Und die aufstrebende Piraten Partei hat nur ihr Thema Medienfreiheit – und das ist mir ehrlich gesagt zu wenig.
Für welche Partei ihr euch auch entscheidet, geht wählen!!!!!! Nur so könnt ihr etwas ändern. Nicht Wähler, sind keine Demokraten!

Cause it's a bittersweet symphony this life
Trying to make ends meet, trying to find some money then you die
I'll take you down the only road I've ever been down
(The Verve: Bitter Sweet Symphony)

1 Kommentar:

  1. Meine allerliebste ♥Katja♥
    Danke für diesen sehr interessanten, detaillierten aus dem Leben gegriffener Beitrag mit vielen Belegen, insbesondere für die Einzelheiten über meine Geburtsstadt Dresden. Da war es zu DDR Zeiten mit allen wirklichen und vorgeblichen Mangeln doch einfach besser, menschlicher. Auch wenn es in den letzten Jahren leider in vieler Hinsicht so doof geworden war und viele Bürger „Null Bock“ hatten.
    An den Bundeswahlen muβ ich mir – Gott sei Dank! – nicht beteiligen. Aber darüber kannst Du alles besser nachlesen bei meine Kampfgenossin Jette, in ihrem Blog Trotz alledem! http://trotz-alledem.blogspot.com
    Auch hier in Flandern, das als eine der reichsten Regionen Europas gilt, ist es nicht immer einfach, wenn man mit eine Arbeitslosenunterstützung und ein kleines Nebenverdienst rund kommen muβ, jedoch immerhin lockerer, viel lockerer als in der BRD. Und darauf kommt es mir an. Auβer bei einer Minderheit, welche ich kaum persönlich begegne, gibt es den deutschen „Spleen“ nicht!
    Wenn ich vor 25 Jahre hierher kam, meinem damaligen Ehemann nachgefolgt bin, war das kein „Nein“ zur DDR und kein „Ja“ zur BRD. Ich habe zwar die belgische Staatsbürgerschaft, bin in aller Hinsicht „heimisch“ hier, fühle mich aber nach wie vor eine kritische, mündige DDR Bürgerin. Das kann mir keiner wegnehmen. Hier lebe ich den Umständen nach ganz zufrieden mit meiner ♥♥Enissa♥♥, und wir führen auch – auf anderer Ebene – unser Kampf gegen Ungerechtigkeit in der Welt.
    In Liebe verbunden schicke ich Dir meine heiβeste Küβen. Du und ich, knutschen wir...Let's enjoy it!
    deine Nadja
    ♀♀

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