Mittwoch, 25. Februar 2009

Wie schnell man lernt, dass Vertrauen wichtig ist

Die Frühlingssonne kitzelt noch nicht die Nasenspitze, weiterhin liegt die Natur im Winterschlaf, Temperaturen um den Gefrierpunkt lassen die Glieder erzittern, draußen ist es kalt und trüb, mit Sehnsucht erwarte ich die ersten warmen Sonnenstrahlen...auf was hinaus möchte, wir waren heute Klettern. In einer Halle!!!! Viel lieber wäre ich draußen gewesen, im Freien, uneingeschränkt in meinem Tun und Lassen, unbeobachtet, doch ich wusste ja auf was ich mich einlasse. Nun denn, 10 Euro ärmer, ging es los, wir zwängten uns in unsere sexy Klettersachen und sahen aus wie Profis auch wenn mir das Kalk- oder Magnesiumpulver (es war etwas weißes, aber definitiv kein Koks) fehlte, was ich später schmerzlich feststellen musste.
Das faszinierende am Klettern ist, dass man seinen Körper auf eine ganz neue Art kennen lernt. Man weiß vorher gar nicht wie viel Kraft man in einen einzelnen Finger haben kann, welche Muskeln in Anspruch genommen werden können und wie frei, losgelöst von unwichtigen Gedanken, das Hirn sich nur auf das Wesentliche konzentriert.
Nach einer kurzen Einweisung des Erfahrensten ging`s dann auch schnell hinauf zum nichtvorhanden Gipfel. Oben angelangt, was mir nach meinem Empfinden, trotz zweijähriger Pause und nicht der kleinsten Schwierigkeitsstufe, auch recht zügig gelungen war, musst ich auch fix wieder runter. Und da fing mein Problem an, dem jungen Mann, der der mich sicherte, musste ich voll und ganz vertrauen. Rein theoretisch muss ich das schon beim Aufstieg, doch richtig klar wird es erst einem, wenn man sich abseilt. So robbt ich zunächst nur an der Wand hinab (meine Knie danken es mir schon jetzt), bis ich soweit war, dass ich mich in die Vollen legen konnte. Ich weiß, dass er mich nie absichtlich in Gefahr brächte, dass er mir nicht wehtun und sich keine Scherze auf meine Kosten erlauben würde und doch kommen einen Zweifel. Ich kenne die Leute noch nicht so lange, Vertrauen ist ein Prozess der mitunter über Jahre wächst und gibt es einen Unterschied zwischen körperlichen Vertrauen und psychischen? Und wenn ja, welches ist dann wichtiger? Jenes bei dem man mitunter sein Leben lässt oder jenes, wo ein Stück der Seele, wenn nicht gar der ganze Mensch daran zerbrechen kann? Es ufert schon wieder aus, eigentlich wollte ich meine Erlebnisse niederschreiben. Im Großen und Ganzen hat es schon Spaß gemacht, doch eine Halle ist kein Vergleich zur Natur. Die Massen, der Lärm, die bunten Haltgriffe...oh man es gibt Leute, die kennen nur das und trauen sich nicht das Gestein zu erklimmen. Vielleicht würden sie dann nicht so elegant, so leichtfertig, so grazil aussehen. Es gibt immer hundert vielleichts.


With the moon I run
Far from the carnage of the fiery sun

Sonntag, 22. Februar 2009

Zuschauer in meinem Leben

Heute früh an der Bahnhaltestelle, als sich die Stadt wieder in ihrer glanzvollsten Hässlichkeit präsentierte, der Schnee sich in nasskalten, in jede Pore kriechenden, kaum wahrnehmbaren und doch vorhandenen Nieselregen wandelte, kamen mir folgende Zeilen von Friedrich Nietzsche in den Sinn:

"Die Krähen schrein
Und ziehen schwirrend Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein
- wohl dem der Heimat hat!"

Ich meinte zu dem neben mir stehend-(sch)wankenden: "Ein Bild des Todes." Auf den Bahnschienen kämpften zwei Krähen um einen Klumpen, der in seinem früheren Leben, bevor er achtlos weggeworfen wurde, ein Döner gewesen war. Weitere Krähen saßen auf den Oberleitungen und ich hatte das Gefühl sie starren einen an, allwissend, duldsam, abwartend. Es war unheimlich beängstigend und passte wieder genau zu meiner Stimmung, was ich wiederum als beruhigend empfand. Ich bin immer wieder erstaunt wie farblos alles in den Morgenstunden ist, heißt es deswegen "der Morgen graut"? Könnte ohne weiteres mindestens 50 Grautöne beschreiben doch der einzige bunte Fleck an diesem hiesigen Wintertag war die grüne Budweiser Flasche die ich halt suchend umklammert hielt. Man kommt sich vor wie in den alten schwarzweiß Filmen. Hauptdarsteller und Zuschauer zugleich, sehe die Geschichte meines eigenen Lebens. Schon verrückt, doch ich kann das nicht anders beschreiben, es gibt so Augenblicke und dies war so einer, indem ich mich in all mein Handeln aus weiter Ferne betrachte, eben jener Zuschauer im Kino, der mit Hilfe des Films in eine Phantasiewelt eintaucht, um sich von der Realität für einen kurzen Moment zu verabschieden.
Trotz der bitteren Momente, sind die vergangenen drei Tage durchaus positiv zu werten.

Vielleicht hört jetzt das Gezerre auf, ich kann mich nicht in hundert Stücke zerreißen, allem und jeden gerecht werden, sämtliche Erwartungen erfüllen. Mich stresst das innerlich, weil ich versuche die Menschen, die mir wichtig sind so wenig wie möglich zu verletzen, doch leider funktioniert das nicht immer und man verletzt bewusst oder unbewusst, aus verletzten Stolz oder Eitelkeit, was weiß ich und trifft es dann einen selbst, dann reißt wieder etwas ein, ein weiterer Riss im Mauerwerk und mühselig versucht man den Schaden zu beheben. Irgendwann bricht die Fassade und nur das Fundament bleibt stehen, nackt und hilflos...ein Zustand den ich persönlich nicht mag, da ich oft denke, die Menschen um mich herum wollen mir böses, ist totaler Quatsch, das weiß das eine Ich aber das andere nicht. Ich denke, wenn ich nicht so oft mit mir selbst kämpfen würde, um das was in mir schlummert klein zu halten, dann würde ich vielleicht einiges viel lockerer sehen.

Bin jetzt selbst verwirrt. Morgen ist ein neuer Tag, wäre schön die Sonne mal wieder zu spüren.


hey hey, my name is Fear, time after time
the funeral of broken lies, every soul has got the price

I just wanna beat the life, the pain give it away, give it away
I just wanna feel your love, but you give it away, give it away

sometimes I don´t say the right things
little dirty and cheap, little dirty and cheap
my evil tongue, whatever it brings
I am not a sheep, I am not a sheep

I´ve tried for a lifetime, but I don´t know myself anymore
I´ve tried but in the meantime I got to know you even more

Mittwoch, 18. Februar 2009

Bloc Party Konzert

Als wir vorgestern zum Bloc Party Konzert gingen hatte ich eine sehr hohe Erwartungshaltung an die Band und an mich selbst. Einerseits wollte ich für den Eintritt ein ordentliches Konzert geliefert bekommen, andererseits stellte ich an mich die Forderung alles zu genießen und nicht mit verschränkten Armen, abfälligen Blick in der Ecke zu stehen.
Ich bin nicht die große Konzertgängerin, zu viele Menschen auf engen Raum verunsichern mich, ich werde leicht panisch und schwerlich gelingt es mir, mich von der Menge mitreißen zu lassen. Der ganze Tag war schon stressig gewesen und am Nachmittag war ich die Oberzicke. Woran das lag? Von Zeit zu Zeit beschleicht mich das Gefühl, dass es als Normal angesehen wird, wenn ich jeden Tag koche, nebenbei die Klamotten wasche, sie aufhänge, wieder abnehme und permanent Verfügbar zu sein habe. Dabei wird meine, ich nenne es mal hausfraulichen Arbeiten, durchaus gewürdigt, nehme das bloß nicht so wahr. Es ist wie bei den Komplimenten, werte sie viel zu oft ab, stelle sie in Frage oder kontere mit nem unangebrachten Spruch. Ich denke, er/sie meint das nicht ernst, sagt das nur so, weil es gerade zur Situation passt oder weil er/sie sich davon etwas erhofft.

Doch zurück zum Konzert, ich schweife schon wieder ab. Als es endlich losging, stürmte ich sofort in die pulsierende Masse - ganz ohne Angst. Es war ein schönes Gefühl sich treiben zu lassen, die Augen zu schließen, nur den Klang aufzunehmen. Man kann das im Nachhinein gar nicht mehr so recht beschreiben, man lebt in diesem Augenblick einfach. Alle Probleme sind weit weit weg, wie eine Parallelwelt in die man eintaucht. Der Körper bewegt sich rhythmisch im Takt, der Schweiß rinnt, die Luft ist erfüllt vom Duft tausender, so viele Gerüche, ständig tritt einem einer auf die Füße, Ellenbogen im Kreuz, Fäuste im Gesicht, man fällt fast, wird aufgefangen, fremde Körper schmiegen sich an einen und trotzdem kam ich mir allein vor. Es war jedoch ein gutes Gefühl der Einsamkeit, ich allein mit mir, nichts Negatives schwirrte im Kopf. Vielleicht ist das die Kunst des Lebens, des Überlebens. Die Leichtigkeit des Seins sozusagen.
Fazit: Ist alles so gelaufen wie ich mir das erhofft, gewünscht habe.

Nach dem Konzert war es erschreckend, wie schnell wieder die Realität den Geist erfasst. Die Menschen ekelten mich an..und doch schwang noch etwas vom Zauber des Vergangenen mit.


If there's a bustle in your hedgerow, don't be alarmed now,
It's just a spring clean for the May queen.
Yes, there are two paths you can go by, but in the long run
There's still time to change the road you're on.
And it makes me wonder.

Your head is humming and it won't go, in case you don't know,
The piper's calling you to join him,
Dear lady, can you hear the wind blow, and did you know
Your stairway lies on the whispering wind.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Frauenarzt ist auch nur ein Name

Jetzt muss ich doch mal wieder zum verbalen Rundumschlag ausholen. Mich nervt die Heroisierung in den Medien, kaum schaut Frau mal Nachrichten wird permanent von Helden gesprochen: "unsere Fußballhelden", "der Held vom Hudson River", "die Feuerhelden aus Australien" ...ich frage mich, wann Tokio Hotel der Heldenstatus verliehen wird oder Helmut Lotti? Sind das nicht unsere Gesangshelden? Unsere Exportschlager? Ist nicht Bushido auch ein Held, weil er so unverfroren über sein hartes Gangsterleben ähm...rappt, sich dabei gekonnt vor nem 7er BMW in Pose stellt und neben ihm eine, durch ihre Natürlichkeit bestechende Dame, im Rhythmus den Arsch hin und her schwingt? Oder war das jetzt Sido? Ich sehe da nicht durch. Erschütternd musste ich feststellen, dass wahnsinnig viele Frauen zu einem "Frauenarzt" Konzert gegangen sind. Für jene, die nicht wissen, dass es sich bei diesem, doch sehr klug ausgewählten hüstl "Künstler"namen um einen Typen handelt, der das weibliche Geschlecht nach allen Regeln der Kunst auf übelste Weise beleidigt hier ein Auszug aus seinen musikalischen Ergüssen: "Spreiz deine Beine, zeig deine Fotze, lass dich gehen!..Meine Latte in der Hose, die will gern mal mit dir reden, also mach den Mund auf, dann kann ich sie dir hinein schieben. Was du willst nicht? Dann raus aus meinem Haus, doch bleibst du hier, Fotze, dann besorge ich es dir." - peinlich peinlich. Das Vokabular dieses Herren unterscheidet sich in seinen weiteren, inhaltlich immer sehr ähnlichen Themen, nicht weiter. Doch wir sind auch noch Nutten, Schlampen, Dreckslöcher, was weiß ich, stets bereit, permanent geil, Objekte, die nur aus dem Grund existieren, damit sich die knallharten Männer in, auf, neben uns entladen können. Ist schon ein richtiger Held der Frauenarzt, hat echt verstanden wie der Hase so läuft, was wir wollen. Jeder Katholik wäre stolz auf ihn:

Nach deinem Mann wird
dein Verlangen sein, er
aber wird über dich
herrschen!
1 Mose 3,16

Jetzt könnte man das alles auch galant ignorieren, doch auf der Strasse wird mittlerweile auch so gesprochen. Wie oft ich schon von irgendwelchen pubertierenden Knaben in genau diesem Slang beleidigt wurde - hab aufgehört zu zählen.
Wo ist die Liebe geblieben, existiert sie in der nachfolgenden Generation überhaupt noch, wenn das musikalische Unterhaltungsprogramm so etwas suggeriert?

Toll, jetzt hab ich überhaupt nicht das angesprochen über was ich eigentlich schreiben wollte. Das nächste Mal.

You want everything to be just like
The stories that you read but never write
You gotta learn to live and live and learn
You gotta learn to give and wait your turn
Or you'll get burned

Montag, 9. Februar 2009

Where you gonna sleep tonight?

Nachdem ich diese Woche mit meinem besten Freund telefoniert habe und ihm meine Verwirrtheit schilderte,bekam ich eine Lösung vorgesetzt, an die ich mich bisher tapfer gehalten habe. Zum einen meinte er, dass ich schon seit mehreren Jahren verrückt sei, ein wellenartiger Prozess eben, der mich so überkommt, wobei ich noch nicht genau weiß, ob ich die Welle bin, der Wellenreiter oder ob sie mich über mich bricht. "Nehme dich einfach mal so wie du bist" - das war die Antwort auf mein geschildertes Problem. Schmunzelnd musste ich an den tollen NEON Artikel denken in dem es darum ging, dass A B ein Problem schildert und wenn B darauf prompt eine Antwort hat, dann schildert A sein Problem nochmals, aber viel dramatischer und detailreicher, weil er ja eigentlich keine Antwort haben möchte, sondern nur eine Bestätigung für sein Problem. Hat dann B dennoch eine Lösung, dann fühlt sich A zu blöde, ist beleidigt und auf B sauer.

Nun war ich auf meinen Freund nicht sauer, aber die doppelte Schilderung, wobei beim zweiten Mal alles noch trauriger, noch verzweifelter, noch um so vieles schlimmer klang, hab ich auch gebracht, doch davon lässt sich mein Freund nicht mehr beeindrucken. Daher konnte ich seinen Rat auch annehmen...und es funktioniert, im Moment jedenfalls. Es war mal ein Wochenende ohne Zweifel, ohne stundenlanges sinnieren, ob dieses oder jenes jetzt Richtig oder Falsch war, ein Wochenende ohne bereuen, ohne Tränen ohne, ohne, ohne...es würde zu lange dauern, dies alles aufzuzählen, nein ehrlich, ich fand es diesmal sehr erfrischend. Ich war gut gelaunt, hab meine Sache wieder durchgezogen und mich im Großen und Ganzen auch sehr artig verhalten. Dabei unterschied sich das im Ablauf nicht großartig von den vergangenen Wochenenden, ist eigentlich alles wie immer gewesen, die selben Kneipen, die gleichen goldigen Pappnasen (und das meinte ich jetzt sehr liebevoll) - alles hat mittlerweile einen familiären Charakter. War schon schön!

Das einzige worüber ich mir momentan Gedanken mache, was jetzt nur diesen Bereich anbelangt, dass ich Probleme mit dem "alleine schlafen" habe. Die Phase hatte ich auch schon einmal vor knapp zwei Jahren, wo wir wieder bei den Wellen wären, ich mag es, wenn neben mir einer liegt. Hat etwas Tröstliches an sich. Obwohl ich meistens immer beschissen penne, genieße ich das sehr. Es ist ja nicht so, dass da etwas laufen muss, hinsichtlich Sex und so. Das Gefühl ist oft sehr..na ja bin da angespannt, gleichzeitig entspannt und von Zeit zu Zeit auch gespannt. Verrückt, da schlief ich Sonntag allein und wachte mittags verwundert auf und der erste Gedanke der mir kam war, ob mein Übernachtungsgast schon gegangen ist und wer überhaupt bei mir geschlafen hat, doch nein ich war ja allein.
Ehrfurchtsvoll verneige ich mich vor jenen, mit denen ich so ein schniekes Wochenende verbringen durfte. Danke!


I feel us dream together
I feel no fear
I feel no fire Oh I
I keep on dreaming
I live to dream again

Montag, 2. Februar 2009

Nachtgestalten

Wie lange hält ein Körper eine permanente Belastung aus? Warum straft meine Seele ihn so ab, treibt ihn an seine Grenzen? Wer streikt zuerst, die Psyche oder die Maschine und was kommt dann?
Es ist schon erstaunlich, da arbeitet man das ganze Wochenende durch, legt pro Schicht mindestens 25 - 35 Kilometer zurück und man fühlt sich am Ende ausgelaugt, die innere Stimme sagt einen, dass sich der Körper unbedingt regenerieren muss, weil alles schmerzt und dann legt sich bei mir der Schalter um und ich denke mal sehen wie weit ich gehen kann. Ich meine, wenn ich mir irgendwelche Pillen einwerfen würde, die einem die Illusion verschaffen fit zu sein, dann wäre das erklärbar, doch so werde ich getrieben, immer vorwärts, rennend, taumelnd, stolpernd....Hauptsache es geht voran, ohne Ziel, immer auf der Suche. Nach was, nach wem? Die Antwort ist so einfach wie banal, doch ob ich das in einer Bar finden werde ist mehr als fraglich. Was ich aber finde, sind all die anderen rastlosen Seelen, ein trauriger Haufen auf den zweiten Blick. Ich behaupte wir suchen alle das Gleiche, doch finden einander nicht. Denn keiner möchte verletzbar erscheinen und so wird gute Mine zum bösen Spiel gemacht. Die Regeln sind so einfach, mach den Kopf zu, hör auf zu denken und lass dich einfach treiben...klappte ganz gut dieses Wochenende. Die Gestalten mit denen ich den Morgen verbracht habe sind wunderbar, auf ihre Art, alle etwas krank, geschädigt, doch liebenswert. Der eine sucht sich selbst und spielt sich etwas vor, ein anderer hat noch nie geliebt und der Nächste wünscht sich nicht mehr als geliebt zu werden.

We were hoping for some romance
All we found was more despair
We must talk about our problems
We are in a state of flux