Jetzt muss ich doch mal wieder zum verbalen Rundumschlag ausholen. Mich nervt die Heroisierung in den Medien, kaum schaut Frau mal Nachrichten wird permanent von Helden gesprochen: "unsere Fußballhelden", "der Held vom Hudson River", "die Feuerhelden aus Australien" ...ich frage mich, wann Tokio Hotel der Heldenstatus verliehen wird oder Helmut Lotti? Sind das nicht unsere Gesangshelden? Unsere Exportschlager? Ist nicht Bushido auch ein Held, weil er so unverfroren über sein hartes Gangsterleben ähm...rappt, sich dabei gekonnt vor nem 7er BMW in Pose stellt und neben ihm eine, durch ihre Natürlichkeit bestechende Dame, im Rhythmus den Arsch hin und her schwingt? Oder war das jetzt Sido? Ich sehe da nicht durch. Erschütternd musste ich feststellen, dass wahnsinnig viele Frauen zu einem "Frauenarzt" Konzert gegangen sind. Für jene, die nicht wissen, dass es sich bei diesem, doch sehr klug ausgewählten hüstl "Künstler"namen um einen Typen handelt, der das weibliche Geschlecht nach allen Regeln der Kunst auf übelste Weise beleidigt hier ein Auszug aus seinen musikalischen Ergüssen: "Spreiz deine Beine, zeig deine Fotze, lass dich gehen!..Meine Latte in der Hose, die will gern mal mit dir reden, also mach den Mund auf, dann kann ich sie dir hinein schieben. Was du willst nicht? Dann raus aus meinem Haus, doch bleibst du hier, Fotze, dann besorge ich es dir." - peinlich peinlich. Das Vokabular dieses Herren unterscheidet sich in seinen weiteren, inhaltlich immer sehr ähnlichen Themen, nicht weiter. Doch wir sind auch noch Nutten, Schlampen, Dreckslöcher, was weiß ich, stets bereit, permanent geil, Objekte, die nur aus dem Grund existieren, damit sich die knallharten Männer in, auf, neben uns entladen können. Ist schon ein richtiger Held der Frauenarzt, hat echt verstanden wie der Hase so läuft, was wir wollen. Jeder Katholik wäre stolz auf ihn:
Nach deinem Mann wird
dein Verlangen sein, er
aber wird über dich
herrschen!
1 Mose 3,16
Jetzt könnte man das alles auch galant ignorieren, doch auf der Strasse wird mittlerweile auch so gesprochen. Wie oft ich schon von irgendwelchen pubertierenden Knaben in genau diesem Slang beleidigt wurde - hab aufgehört zu zählen.
Wo ist die Liebe geblieben, existiert sie in der nachfolgenden Generation überhaupt noch, wenn das musikalische Unterhaltungsprogramm so etwas suggeriert?
Toll, jetzt hab ich überhaupt nicht das angesprochen über was ich eigentlich schreiben wollte. Das nächste Mal.
You want everything to be just like
The stories that you read but never write
You gotta learn to live and live and learn
You gotta learn to give and wait your turn
Or you'll get burned
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Helden im Wandel der Zeit
AntwortenLöschenEinst waren Helden Menschen die durch ihr absonderliches Verhalten im historischen Rückblick ein Maximum an Achtungspunkten auf der sozialen Skala gewonnen hatten. Sie verkörperten Potenz, Kraft und Energie. Die Bausteine ihrer Körpers waren nicht Blut und Knochen, sondern Muskeln und Samenstränge. Feinde lies ihr Anblick erstarren, Frauen hingegen schmolzen dahin. Sehnen und Muskeln, stählerner Körper waren die Merkmale eines solchen, an denen Generationen von Malern und Steinbildhauern ihre Kunst beweisen mussten. So war es früher. 1950 gab es da einen radikalen Einschnitt: Waren einst lediglich Männer zum Helden erkoren, ermöglichte die DDR durch die Einführung der Auszeichnung „Held der Arbeit“ dies einem jeden, Frauen inbegriffen. Jeder, der über die 40 Stunden Woche Maloche im einschlägigen heimischen Industriezweig weitere Stunden dranhängte, um für den Ausbau der heimischen Gefilde unbemerkt einen Sack Zement oder ein paar Kisten grüne Glasfliesen aus dem Werk zu schleusen, konnte es werden. Mittlerweile darf ein jeder Held werden – vielleicht auch irgendwann Bill Kaulitz, der/die Sänger/in der Band Tokio Hotel. Seine/Ihre Texte strotzen vor tiefgründigen Metaphern und gutem Deutsch („Das Fernster öffnet sich nicht mehr Hier drin ist's voll von dir und mehr“). Er ist prädestiniert!